Marie, bitte halte durch, Februar 2020

Manuela Erber-Telemaque

Als ich bei der Geburtenstation von Mama Fonu bei einer Geburt eines kleinen Jungen dabei sein durfte, entdeckte ich danach ein kleines, völlig unterernährtes Mädchen namens Marie.

Letzter Samstag war wieder aufregend. Nach einem umfangreichen Tag rief mich am Abend Mama Fonu an, um mir mitzuteilen, dass ich schnell kommen soll, denn eine Frau gebärt ihr Baby und ich solle dabei sein. Mama Fonu ist die beste Hebamme in Tshumbe mit jahrelanger Erfahrung. sie arbeitet komplett ohne irgendein Gerät oder eine medizinische Maschine. All ihr Wissen hat sie im Kopf. Ihre Geburtenstation besteht aus einer Lehmhütte, ein paar Bambusbetten und einem etwa fünf Quadratmeter großen Kreissaal, in dem sich einzig ein Tisch aus zusammengenagelten Brettern, eine Plastikschüssel sowie ein kleiner Nebentisch mit einer Babywaage befindet. Das offene Bretterfenster bringt etwas Licht in das Räumchen.

Sofort fuhr ich mit meinem Fahrrad zu ihr. Die Geburt war aufregend und wunderschön. Mama Fonu will mir all ihr Wissen zeigen, sie ist wirklich sehr lieb. Besonders war für mich, dass die gebärende Frau kein einziges Mal schrie. Sie hielt die Schmerzen durch, ohne irgendein Schmerzmittel oder jegliche sonstige Hilfe und die Geburt verlief schnell.

Nach diesem aufregendem Moment sah ich mir noch die restlichen Frauen in der Geburtenstation an und sprach mit ihnen. Einige warteten auf die Geburt, andere hatten es bereits überstanden, wieder andere hatten Komplikationen in der Schwangerschaft. Als ich mit einer weiteren Frau sprach, die gerade vor einem Tag ihr Baby gebar, sah ich, dass ihr erstes Kind, ein Mädchen, völlig unterernährt neben ihr saß. Sie bestand nur mehr aus Haut und Knochen. Ich redete mit der Frau, um mehr Informationen zu bekommen und riet ihr sofort morgen früh zu uns in die Krankenstation zu kommen. Ich versprach ihr, ihrem Kind, der Marie, zu helfen und sie wieder aufzubauen.

Marie kommt jetzt täglich zu uns. Sie ist ein Jahr und fünf Monate alt. Ihr Vater kümmert sich sehr um sie und kommt jeden Tag gemeinsam mit ihr. Bei uns wird sie medizinisch behandelt und erhält eine vitamin- und vor allem vitaminreiche Nahrung. Jeden Tag, wenn Marie kommt, dann weint sie, dass einem das Herz schrecklich weh tut, wenn sie dann etwas zu essen bekommt, hört sie sofort auf zu weinen und greift schleunigst zu und dann will sie gar nicht mehr aufhören zu essen. Bei uns erhält sie viel Eier, Brei aus Sojabohnen, Raupen, Maismehl, Bananen, Milch und Erdnüssen. Sie liebt jede Art von Brei und ich bin richtig froh, dass sie so einen guten Appetit hat.

Es dauerte einige Tage, bis ihr Durchfall aufhörte, den hatte sie, laut ihren Eltern, schon seit Monaten. Als dieser aufhörte, wusste ich: jetzt geht es bergauf!

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